Natürlich hat auch die Thermografie als Diagnoseverfahren ihre Grenzen. In einer thermografischen Untersuchung am Pferd wird die Wärmestrahlung und somit die Temperatur an der gesamten Körperoberfläche gemessen. Es kann jede auffällige Stoffwechselaktivität (erhöhter, aber durchaus auch ein auffällig abgesenkter Stoffwechsel) in unmittelbarer Nähe der Körperoberfläche dargestellt werden, also insbesondere im kompletten Beinbereich. Vorgänge, die sich weiter im Körperinneren abspielen, sind hingegen mittels Thermografie grundsätzlich nicht darstellbar.
Sehr viele Hufprobleme sind in der Thermografie darstellbar, wenn auch nicht alle. Sitzt zum Beispiel ein Hufgeschwür an einer ungünstigen Stelle, also nicht unmittelbar an die Hornwand oder Hufsohle angrenzend und ist das Hufgeschwür außerdem noch nicht weit „gereift“, die Entzündung also noch nicht auf ihrem Höhepunkt angekommen, so ist es unter Umständen in der thermografischen Untersuchung (noch) nicht zu sehen, weil Hufhorn natürlich weniger durchlässig für Temperaturstrahlung ist als die Pferdehaut.
Auch Probleme im organischen Bereich (also z.B. im Magen-Darmbereich) sind in der Thermografie nicht darstellbar, weil sich diese zu weit im Körperinnern abspielen. Aus dem gleichen Grund ist auch eine Trächtigkeitskontrolle per Thermografie nicht möglich.
Und natürlich kann eine Thermografie nicht alle anderen Untersuchungen ersetzen. In vielen Fällen wird nach einer Thermografie zusätzlich noch eine Ultraschall- und/oder Röntgenuntersuchung erforderlich sein, um eine konkrete Diagnose zu stellen – und vor allem auch, um die erforderlichen therapeutischen Maßnahmen festzulegen.
Die Thermografie kann zum Beispiel im Fall eines Sehnenschadens sehr genau den Bereich aufzeigen, in dem eine Entzündung besteht, also ein erhöhter Stoffwechselprozess, der zu erhöhter Durchblutung und somit auch zu erhöhter Temperatur führt. Aber die Thermografie kann uns nicht zeigen, in welchem Ausmaß das Gewebe tatsächlich geschädigt wurde, ob die Sehne also vielleicht einen Riss oder ein Loch aufweist und welches Ausmaß diese ggfs. haben. Diese Informationen sind aber natürlich unerlässlich für die Prognose und Festlegung der optimalen Behandlung.
Im Fall von Gelenkproblemen kann die Thermografie ebenfalls eine Röntgenaufnahme nicht ersetzen, da uns die Thermografie zwar den Entzündungsherd zeigen kann, nicht aber, in welchem Umfang das Gelenk ggfs. bereits geschädigt ist, ob es z.B. schon arthrotische Umformungen gibt, ob ggfs. ein Gelenkchip, eine Zyste, ein Haarriss oder ähnliches für die Entzündung und somit für den für das Pferd schmerzhaften Prozess verantwortlich ist.
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