Durch die frühzeitige Erkennung von auffälligen Prozessen können Lahmheiten und damit verbundene Umstände, Ausfälle und unnötige Kosten vermieden werden – und natürlich unnötige Schmerzen für das Tier. Die Pferdethermographie eignet sich ideal als Vorsorgeuntersuchung zur Erkennung von drohenden Schäden. Werden in regelmäßigen Abständen Wärmebilder des Pferdes aufgenommen, können Veränderungen umgehend erkannt und eventuell notwendige frühzeitige Maßnahmen eingeleitet werden.
Wie bereits im Abschnitt „Unklare Lahmheiten“ beschrieben, wird das Pferd als Beutetier instinktiv immer versuchen, beginnende Probleme des Bewegungsapparats nicht nach außen sichtbar werden zu lassen, indem es diese durch vermehrte Belastung – und damit eben Überlastung - anderer Körperbereiche kompensiert. Gewebeschäden (sowohl an den Knochen als auch an den Weichteilen) entstehen in aller Regel über einen recht langen Zeitraum.
Selbst Schäden, die letztlich in Folge eines konkreten Traumas entstehen, also zum Beispiel durch den Tritt eines anderen Pferdes, einen Sturz oder eine sonstige durch äußerliche Faktoren hervorgerufene Verletzung, haben regelmäßig eine Vorgeschichte. Sie treten dann sozusagen veranlasst durch das äußere Trauma an einer Art „Sollbruchstelle“ auf, die über einen längeren Zeitpunkt hinweg zuvor entstanden ist.
Das Gewebe ist bereits überlastet, was neben ungünstigen Trainingsreizen auch viele Ursachen haben kann, zum Beispiel einen fehlerhaften Hufbeschlag, der Dysbalancen und Fehlbelastungen im gesamten Pferdekörper auslösen kann, einen unpassenden Sattel, nicht optimale Futterzusammenstellung und vieles mehr.
Das betroffene Gewebe wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, Abfallprodukte des Stoffwechsels werden nicht in ausreichendem Umfang abtransportiert. Da das Gewebe trotzdem durch Training oder auch einfach durch Bewegung des Pferdes auf der Weide o.ä. weiter belastet wird, reißen irgendwann einzelne kleinste Fasern. Der Körper fährt den Stoffwechsel hoch, um das betroffene Körpergewebe wieder in seinen Normalzustand zu bekommen. Die Durchblutung wird erhöht und infolgedessen entstehen Wärmemuster, die mittels der thermografischen Untersuchung aufgespürt werden können – lange bevor überhaupt ein echter Schaden im Körper des Pferdes entstanden ist.
Wenn an diesem Punkt die Ursachen für die Überlastung des Gewebes abgestellt werden können, kann der Körper die Problematik meist in kürzester Zeit wieder regulieren und ein echter Schaden, also eine richtige pathologische Veränderung des Gewebes, muss erst gar nicht entstehen.
Wenn das Problem nicht (z.B. mit Hilfe der Thermografie) frühzeitig erkannt werden kann, wird es schließlich doch dazu kommen, dass das Pferd für uns (und für den Säbelzahntiger ;-) sichtbar lahmt, weil es mit seinen Kompensationsmöglichkeiten schlicht am Ende ist. Dann ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auch schon eine tatsächliche Gewebeschädigung (Veränderungen z.B. an Gelenkknorpel, Knochen, Sehnen, Bändern, Bindegewebe und natürlich auch der Muskulatur) eingetreten.
Diese muss – und wird - der Organismus dann günstigstenfalls irgendwie wieder reparieren, mit tatkräftiger und häufig teurer und langwieriger Unterstützung durch Tierarzt / Therapeuten und Pferdehalter. Im ungünstigsten Fall sind die Veränderungen des fraglichen Körpergewebes sogar irreversibel, was unter Umständen dazu führen kann, dass das Pferd auf Dauer nicht mehr „nutzbar“ ist.
Früherkennung ist also eindeutig sinnvoll, genauso wie sich z.b. mittlerweile auch etabliert hat, dass der Zustand des Gebisses regelmäßig durch einen Fachmann kontrolliert werden sollte - und nicht erst dann, wenn das Pferd aufgrund von offenkundigen Problemen im Maulbereich schon nicht mehr richtig frisst oder ähnliches. Sowohl für Freizeitpferde als auch für Pferde, die im Amateursportbereich zum Einsatz kommen, ist daher eine regelmäßige thermografische Untersuchung im Abstand von sechs Monaten im Sinne einer Früherkennungsmaßnahme als sinnvoll zu betrachten.
Hochleistungssportpferde sollten in noch kürzeren Abständen thermografisch untersucht werden, um die Leistungsfähigkeit kontinuierlich auf dem maximalen Level halten zu können. Denn hier kann jede noch so kleine körperliche Veränderung einen Leistungsabfall bedeuten, welcher einen Sieg oder eine Top-Platzierung unmöglich macht. Hinzu kommt, dass ein verletzungsbedingter, unter Umständen längerer Ausfall eines Pferdes im Profi-Sport sehr teuer werden und vor allem auch den Wert des Pferdes extrem mindern kann.
Je frühzeitiger man einem beeinträchtigenden Prozess entgegenwirken kann, desto schneller ist der Heilungs- und Genesungsprozess abgeschlossen und das Pferd kann wieder sein volles Leistungspotential abrufen. Die regelmäßige thermografische Kontrolle eines vierbeinigen Spitzensportlers kann daher nur als extrem sinnvolle und kostengünstige Investition in dessen Gesunderhaltung und damit letztlich auch als eine Maßnahme zur Werterhaltung gesehen werden.
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